Shalom Innsbruck
auf den Spuren jüdischer Geschichte, gestern und heute
Mehr über die Initiative

Jüdische Geschichte entdecken. Jüdisches Leben heute kennenlernen. Shalom Innsbruck verbindet Geschichte, Begegnung und Dialog – und lädt Schulklassen ein, jüdisches Leben in Tirol neu zu entdecken. Mit Stadtführungen, persönlichen Begegnungen und inspirierendem Austausch bieten wir ein einzigartiges Bildungsformat.
Shalom Innsbruck:
Jüdische Geschichte entdecken und jüdisches Leben heute kennenlernen. Entdecke eine Seite Innsbrucks, die viele nicht kennen.
Oder Jüdische Geschichte trifft junge Fragen.
Eine Stadt – viele Stimmen.
Shalom Innsbruck lädt Schulklassen, Lehrpersonen und interessierte Gruppen (z.B. Universitäten und Jugendzentren) dazu ein, jüdisches Leben in Tirol – damals und heute – auf eine besondere Weise kennenzulernen. Wir verbinden historische Bildung mit persönlichen Begegnungen und schaffen Räume, in denen Fragen gestellt, Perspektiven erweitert und echte Dialoge entstehen können.
Unser Programm ist kostenlos und richtet sich vor allem an junge Menschen ab der 7. Schulstufe.
Die nächsten Touren und Likrat-Begegnungen finden im Zeitraum Jänner–Februar statt und können hier ganz einfach gebucht werden.
Die Programmdauer beträgt insgesamt 3,5–4 Stunden und umfasst die Stadtführung, eine Likrat-Session sowie – sofern möglich – einen Besuch in der Synagoge.
Wir freuen uns, mit euch Innsbruck zu erkunden!
Stadtführungen: Jüdisches Innsbruck entdecken
Auf unseren Stadtführungen erleben Teilnehmer:innen die jüdische Geschichte Innsbrucks unmittelbar:
  • Orte, an denen jüdisches Leben sichtbar war und ist
  • Spuren von Verfolgung, Ausgrenzung und Flucht
  • persönliche Geschichten von Innsbrucker Jüd:innen
  • historische Zusammenhänge vom Alltag vor 1938 bis zur Shoah
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Gerechten unter den Völkern in Tirol – mutigen Menschen, die unter Lebensgefahr jüdischen Verfolgten halfen. Ihre Biografien zeigen, was Zivilcourage bedeutet und wie einzelne Entscheidungen Leben retten können.
Likrat-Begegnungen: Dialog auf Augenhöhe
Likrat („sich einander annähern“) ist ein Gesprächsformat, bei dem zwei jüdische Jugendliche als Peer-Educators direkt an die Schule kommen. In einer moderierten Session erzählen sie von ihrem Alltag, beantworten Fragen und ermöglichen einen offenen, persönlichen Austausch. Die Begegnung bietet Raum, Vorurteile zu reflektieren, Unsicherheiten abzubauen und aktuelle Einblicke in jüdisches Leben zu gewinnen. Hier können Fragen gestellt, Vorurteile reflektiert und aktuelle Einblicke in jüdisches Leben gewonnen werden
Likrat ergänzt die Tour ideal: Während die Führung historische Zusammenhänge vermittelt, entsteht durch das Gespräch echtes Verständnis – unmittelbar, lebendig und auf Augenhöhe.
Jüdische Geschichte und jüdischen Leben heute
Unser Ziel ist es, historische Auseinandersetzung mit Gegenwart zu verbinden.
Dazu gehören:
  • Einblicke in das heutige jüdische Leben in Tirol
  • Perspektiven aus der jüdischen Community
  • Reflexion über Antisemitismus gestern und heute
  • Ermutigung zu Empathie, Zivilcourage und gesellschaftlicher Verantwortung
Wir zeigen: Geschichte ist nicht vorbei – sie wirkt weiter und betrifft uns alle. Auf Wunsch führen wir auch durch die Innsbrucker Synagoge und geben Einblicke in das jüdische Gemeindeleben heute. So wird sichtbar, wie jüdisches Leben in Tirol heute gestaltet wird, welche Stimmen es gibt und wie Vielfalt gelebt wird.
Multireligiöse Stadtspaziergänge: Jüdisches Leben im urbanen Raum entdecken
Text über Stadtspaziergang
Historische Orte
Ehemalige Synagoge und weitere Stätten jüdischen Lebens in Innsbruck
Gedenkorte
Mahnmale und Erinnerungstafeln, die an Verfolgung und Widerstand erinnern
Gegenwart erleben
Heutige Treffpunkte und aktive Orte des interreligiösen Austauschs

Unsere Tour „Jüdisches Innsbruck – damals und heute“ führt zu Orten, an denen jüdisches Leben in Innsbruck sichtbar war und bis heute Spuren hinterlassen hat.
Wir erzählen vom Alltag jüdischer Familien vor 1938, von Ausgrenzung, Verfolgung und Flucht – und von den Menschen, die halfen und Widerstand leisteten, darunter die „Gerechten unter den Völkern“ aus Tirol.
Gleichzeitig zeigen wir, wie jüdisches Leben heute in Innsbruck aussieht, welche Stimmen es gibt und wie sich jüdische Gegenwart gestaltet. Die Tour verbindet historische Hintergründe mit persönlichen Geschichten und schafft so einen lebendigen Zugang zur Vergangenheit und Gegenwart.
Sie eignet sich für Schulklassen, Lehrpersonen und alle, die Innsbruck aus einer neuen Perspektive entdecken möchten.
Likrat - Lass uns reden
Brücken bauen
Likrat ist ein Dialogprojekt, bei dem jüdische Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren Schulklassen besuchen, um einen direkten, persönlichen Austausch zu ermöglichen. Der Name bedeutet auf Hebräisch „aufeinander zugehen“ – und genau das ist das Ziel: Brücken zwischen jungen Menschen zu bauen und Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen.
Persönliche Begegnungen
In den Sessions erzählen die Jugendlichen aus ihrem Alltag, ihren Erfahrungen und ihrem gelebten Judentum. Sie beantworten Fragen offen und ehrlich und schaffen so einen Raum, in dem Vorurteile reflektiert und echte Verständigung möglich wird. Die Begegnung steht im Mittelpunkt – nahbar, respektvoll und dialogorientiert.
Ziele erreichen
Likrat möchte einen Beitrag zur Prävention von Antisemitismus leisten und gleichzeitig ein authentisches, vielfältiges Bild jüdischen Lebens vermitteln. Durch direkte Gespräche entstehen Verständnis, Empathie und ein Bewusstsein dafür, wie jüdisches Leben heute aussieht und welchen Platz es in unserer Gesellschaft hat.
Qualifizierte Begleitung
Die jüdischen Peer-Educators werden ein Jahr lang umfassend geschult – in jüdischer Religion, Geschichte, Kultur, Kommunikation und Gesprächsführung. Diese Vorbereitung ermöglicht ihnen, ihre Erfahrungen sicher zu teilen, auf Fragen einzugehen und die Begegnung professionell zu begleiten.
Die Likrat Begegnungen finden entweder direkt in der Schule/im Klassenzimmer statt oder im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck.
Mut, Menschlichkeit, Widerstand
Innsbruck lag während der NS-Zeit an mehreren Fluchtrouten über die Alpen. Viele Jüdinnen und Juden versuchten über den Brenner nach Italien oder über Tirol in die Schweiz zu entkommen. Die Stadt wurde so zu einem gefährlichen, aber entscheidenden Transitpunkt. Nach 1945 war Innsbruck erneut ein Ort, an dem Überlebende Zuflucht fanden und ihre Weiterreise organisierten — auf der Suche nach Sicherheit, Angehörigen oder einem neuen Leben.
Maria Stocker – Die Frau, die „einfach nur helfen wollte“ (Innsbruck)
Maria Stocker, eine Tiroler Hausfrau aus Innsbruck, rettete 1944 gemeinsam mit mutigen Polizisten zwei jüdische junge Frauen vor der Deportation: Lorraine Justman-Visnicki und Marysia Fuks.
Die beiden hatten sich nach ihrer Flucht vor der Gestapo in Innsbruck versteckt. Doch als ihre falschen Papiere aufflogen, drohte ihnen sofortige Deportation.
Maria Stocker nahm beide Frauen unter Lebensgefahr in ihre Wohnung auf, versorgte sie mit Kleidung, Essen und einem sicheren Schlafplatz. Wochenlang lebten die jungen Frauen direkt unter der Nase der Gestapo – nur wenige Straßen entfernt.
Nach Kriegsende konnten Lorraine und Marysia überleben und ihre Retterin nie vergessen.
Maria Stocker wurde später von Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Anton Dietz – Der Innsbrucker Polizist, der die NS-Bürokratie ausspielte
Anton Dietz war Kriminalpolizist in Innsbruck. Als er 1944 erfuhr, dass mehrere jüdische Mädchen verhaftet worden waren, entschied er sich – gegen seine Pflicht, aber für seine Menschlichkeit.
Er fälschte Identitätsunterlagen und ließ die Mädchen als „Zwangsarbeiterinnen“ registrieren, damit sie nicht deportiert wurden.
Als ein späterer Deportationsbefehl kam, organisierte Dietz ihre Flucht und versteckte einige in seiner eigenen Wohnung.
Er riskierte alles: die Karriere, die Freiheit, das Leben seiner Familie.
Nach dem Krieg wurden mehrere der geretteten Mädchen zu Zeuginnen seiner Courage.
Anton Dietz wurde ebenfalls als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet.
Erwin Lutz – Mut im Innsbrucker Polizeigefängnis (Innsbruck)
Erwin Lutz war Justizbeamter im Innsbrucker Polizeigefängnis.
Er bemerkte, dass jüdische Frauen, die dort festgehalten wurden, bald deportiert werden sollten – darunter Lola (Leokadia) Justman.
Lutz manipulierte Gefängnisakten, veränderte Transportlisten und sorgte dafür, dass die Frauen nicht abtransportiert wurden. Als ein Bombenangriff eine Gelegenheit bot, half er einigen sogar, unerkannt zu entkommen und stellte ihnen einen sicheren Unterschlupf zur Verfügung.
Erwin Lutz’ Handlungen liegen in einem Bereich besonderer Gefahr – innerhalb der NS-Justizbehörden Hilfe zu leisten, galt als Hochverrat.
Auch er wurde posthum als Gerechter unter den Völkern geehrt.
Zukunft gestalten: Gemeinsam das jüdische Kulturerbe bewahren und leben
Die Zukunft der Erinnerungskultur liegt in den Händen der jungen Generation. Shalom Innsbruck zeigt eindrucksvoll, wie historisches Bewusstsein zu lebendiger Begegnung wird. Der Aufruf ist klar: Setzt euch mit der jüdischen Geschichte Innsbrucks auseinander, werdet aktiv, gestaltet mit!
Toleranz fördern
Respekt für alle Menschen und Kulturen als Grundwert unserer Gesellschaft
Dialog leben
Interkultureller Austausch als Fundament für friedliches Miteinander
Erinnerung bewahren
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem lebendigen Prozess verbinden
Die jüdische Geschichte Innsbrucks: Von den Anfängen bis zur Moderne
Die jüdische Präsenz in Innsbruck reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als erstmals ein jüdischer Zolleinnehmer unter den Görzer Grafen erwähnt wurde. Im Mittelalter wechselten sich Phasen der Toleranz mit Verfolgung ab – 1342 gewährte Herzog Ludwig der Gemeinde einen Schutzbrief.
Das 19. Jahrhundert brachte einen bedeutenden Aufschwung: Jüdische Familien aus Wien, Böhmen und Galizien ließen sich nieder. 1890 wurde die Israelitische Kultusgemeinde Innsbruck offiziell gegründet.
1
13. Jahrhundert
Erste jüdische Erwähnung als Zolleinnehmer
2
1342
Schutzbrief von Herzog Ludwig für die jüdische Gemeinde
3
1890
Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck
4
1914
Rund 500 Juden leben als etablierte Händler und Kaufleute in Innsbruck
Die dunkle Zeit: Verfolgung und Zerstörung während des Nationalsozialismus
Die Reichspogromnacht 1938 markierte den Beginn der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Innsbruck. Die Synagoge in der Sillgasse wurde zerstört, der Gemeindevorstand von SS-Männern ermordet. Bis Mitte 1939 mussten fast alle jüdischen Bewohner die Stadt verlassen – eine erzwungene Flucht, die für viele in den Tod führte.
1938
Zerstörung der Synagoge in der Sillgasse während der Reichspogromnacht
Mindestens 200 Opfer
Tiroler Juden wurden im Holocaust ermordet
1939
Rabbiner Elimelech Rimalt konnte rechtzeitig fliehen
Nachkriegszeit
Nur wenige Überlebende kehrten zurück, langsamer Wiederaufbau begann
„Die Erinnerung an die Opfer ist unsere Verpflichtung – damit sich Geschichte nicht wiederholt."
Erinnerungskultur in Innsbruck: Das Pogromdenkmal am Eduard-Wallnöfer-Platz
1997 entstand ein bemerkenswertes Mahnmal, entworfen vom damals erst 19-jährigen Schüler Mario Jörg. Die siebenarmige Menora aus Glas und Stein erinnert an die Novemberpogrome 1938. Die zerbrochenen Glasscherben symbolisieren die gebrochenen Herzen der Opfer – ein kraftvolles, stummes Zeugnis von Hass und Gewalt.
Das Denkmal gedenkt besonders der vier in Innsbruck ermordeten Juden. Kritiker merken jedoch an, dass über 160 NS-Opfer aus Tirol bekannt sind – eine Diskussion über angemessenes Gedenken, die bis heute fortdauert.
Siebenarmige Menora
Symbol des jüdischen Glaubens und der ewigen Hoffnung
Zerbrochene Glasscherben
Metapher für die gebrochenen Herzen der Pogrom-Opfer
Mahnung für die Zukunft
Gegen Hass, Gewalt und Vergessen in unserer Gesellschaft
Shalom Innsbruck,
eine Initiative von Shalom Hawara
Shalom Hawara ist ein gemeinnütziger Verein, der jüdisches Kulturerbe in Österreich sichtbar macht und für junge Menschen zugänglich gestaltet. Unser Ziel ist es, jüdische Geschichte, Erinnerungskultur und gelebtes jüdisches Leben heute dort erfahrbar zu machen, wo sie stattgefunden haben – mitten in unseren Städten. Durch Stadtführungen, Workshops und persönliche Begegnungen schaffen wir Bildungsmomente, die Wissen vertiefen, Perspektiven erweitern und Vorurteile abbauen.
Mit Shalom Innsbruck verbinden wir historische Bildung mit echter Begegnung. Innsbruck war in der NS-Zeit ein zentraler Ort jüdischer Flucht- und Transitwege – und ist zugleich ein Ort, an dem heute wieder jüdisches Leben stattfindet.
Unser Programm möchte:
  • jüdische Geschichte in Tirol sichtbar machen,
  • Fluchtgeschichten und Gerechte unter den Völkern vorstellen,
  • jüdisches Leben heute erklären,
  • Dialog ermöglichen und Vorurteile abbauen,
  • Schulklassen dabei unterstützen, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern zu erleben.
Shalom Innsbruck zeigt: Jüdisches Leben ist Teil unserer Vergangenheit – und ein lebendiger Bestandteil unserer Gegenwart.